20.4.07

Nochmal Freya

Mir gefällt die Theorie, dass die Wanengöttin Freya, die möglicherweise später zu Wodans Ehefrau Freja (Frigg) wurde, ursprünglich die Große Göttin des Neolithikums war. Und dass sie mit ihrer Mutter Njörd, die bei Tacitus Nerthus genannt wird, und die bei den Germanen kurzerhand in einen männlichen Gott verwandelt wurde, eine Mutter-Tochter-Zweiheit bildet, ähnlich wie Demeter und Persephone in der griechischen Mythologie. Dazu passt auch, dass Freya ursprünglich als Jungfrau gedacht war. Der Begriff Jungfrau bedeutete in früheren Zeiten nämlich nicht unbedingt eine sexuell unerfahrene Frau, sondern eine Frau, die keinem Mann angehörte und selbstbestimmt lebte. Loki hat sie dafür auch in einer Schmährede vor allen anderen Göttern verurteilt. Manche glauben, dass ihr Bruder-Geliebter Freyr ursprünglich ihr kleiner Sohn war, ein ähnliches Bild wie das der heute immer noch auf diese Weise dargestellten christlichen Madonna. Später wurde Freyr (Fro, Fricco = Herr) als ein Vegetationsgott angesehen, ein Beherrscher des Wetters, der seltsamerweise weder in Asgard noch in Wanaheim zuhause war, sondern bei den Lichtelfen wohnte.

Auf jeden Fall ist Freya eine Naturgottheit, die fruchtbare Erde selber und eine Frühlingsgöttin. Was liegt da näher, als sie auch als Liebesgöttin anzurufen, wo doch Liebe und Fruchtbarkeit einstmals eng zusammengehörten. Sie besitzt ein Falkengewand und ein Schwanenkleid, mit denen sie sich in die entsprechenden Vögel verwandeln kann, was auf schamanische Wurzeln hindeutet. Zumal sie auch des Seid kundig ist, einer Nordischen Variante der schamanischen Trance, die Odin von ihr lernt. Zur Todesgöttin wird sie, wenn sie auf dem Schlachtfeld die Hälfte aller Gefallenen für sich auswählt (nur die im Krieg getöteten Frauen?) und in die Sitzhalle Sessrumir in ihrem Palast Folkwang bringt. Ich kann da geradezu die ganzen gemütlichen Sessel, Lehnstühle, Sofas, Couchen, Diwans, Kanapees, Polsterbänke, Ottomanen, Recamieren und Chaiselongues vor mir sehen – ein schöner Tod, wenn dann auch noch Getränke gereicht werden und leise Musik gespielt wird...

Auch ein Kampfschwein namens Hildiswini gehört zu Freyas Attributen und einer ihrer Ehrennamen war "Sau". Gefahren kam sie in einem Wagen, der von Katzen gezogen wurde. Berühmt und geheimnisvoll ist auch ihr prächtiger Halsschmuck Brisingamen, den nie ein Mensch sah und der von vier Zwergen geschmiedet wurde, mit denen sie angeblich als Bezahlung jeweils eine Liebesnacht verbringen musste. Das könnte nun jemand für üble Nachrede halten, aber warum auch eigentlich nicht? Die Moralvorstellung waren zu jenen Zeiten ganz sicherlich andere, und Sex galt einstmals als heilige Handlung. Andere wiederum meinen, der Halsschmuck sei aus Bernstein gewesen, dem Gold des Nordens. Brisingamen wird auch mit den Strahlen der Sonne in Verbindung gebracht, nannten die Germanen doch die Sonne ihre Goldene Jungfrau. Ebenso hat der Halsschmuck möglicherweise mit dem Regenbogen und der Brücke Bifröst zu tun. Allerdings gibt es unzählige Darstellungen von jungsteinzeitlichen Göttinnen, die sowohl als kleine Statuetten als auch in Form von Stelen und als Steinreliefs und in Höhlen gefunden worden sind, und die alle mit einer oft dreifachen Halskette geschmückt sind.

Sowohl unser Freitag wurde nach Freya benannt, als auch leitet sich das Wort Frau von ihrem Namen ab und bedeutet ursprünglich „die Freie“.









Freya, Silberbrosche aus Schweden, 6. Jahrh.

5 Kommentare:

Sati hat gesagt…

Ist Bifröst vielleicht ein Vorläufer von Bofrost? Hahahaha.... Mal im Ernst: Da hast du wohl das rechte Steckenpferd gefunden mit der Götterwelt des Nordens. Weiter so und allzeit glückauf, eine Symphatisantin der Freya

Juansi hat gesagt…

Haha, schon möglich..
Mythen haben mir schon immer Spaß gemacht. Es könnten genau so gut die von den Kelten sein, oder welche von den Akan aus Westafrika. Ich mag die verschiedenen Vorstellungen der Menschen vom Nicht-Sichtbaren. Und ich mag meine eigene gedankliche Begrenztheit dabei erweitern.
Freya ist aber echt klasse.
Gruß Juansi

Anonym hat gesagt…

Hallöchen Frau Nebula...

Toller Blog.. hat mich glatt dazu gebracht meinen Eigenen zu gestallten... Eigentlich ,ganz nach deinem Vorbild...


Ich schau auf jeden Fall noch mal vorbei...

Anonym hat gesagt…

Hallo Hagalaz-Hase,

hab den Blog schon gefunden, witzig und ernst - wie immer...

Diesen hier kann ich leider nicht mehr bearbeiten, habe deshalb einen Nachfolger: http://nornenspinnen.blogspot.com

Da muss ich aber erst noch was reinschreiben.

Anonym hat gesagt…

Alles Klar...

Liebe Grüsse...
Christopher