3.2.07

Yggdrasil

Und jetzt kommt Yggdrasil ins Spiel, der Weltenbaum, dem Namen nach ‚Träger des Schreckens’, Odins Reittier. Dieser Baum hat schon immer meine Phantasie beflügelt, ganz egal, ob es nun eine Esche, eine Eibe oder eine Eberesche ist. Ein Baum so groß wie die Welt, was für eine Idee…

Anderswelt: Diesen Baum kenne ich aus meinen Visionen. In den unterirdischen Teichen habe ich schon gebadet, bin an seinem Stamm hinauf und herab geflogen und konnte die verschiedenen Ebenen besuchen, die sich daran gliedern. Ich habe Wesen dort getroffen - waren es vielleicht sogar Ahnen oder Götter?

Einmal traf ich eine alte Frau, die am Boden hockte und zwischen ihren Händen kleine Kugeln drehte. Das Material dafür nahm sie von einem ungeformten Kloß, der neben ihr auf dem Boden lag. Sie sagte, dass diese Kugeln für mich seien, es wären „Lustkugeln“. Für jede dieser Kugeln dürfe ich einmal Lust empfinden, und wenn sie verbraucht wären, könnte ich mir neue holen.

Sie tat mir eine ganze Menge davon in einen Beutel und hängte mir den um den Hals. Ich bedankte mich und ging weiter. Als nächstes traf ich einen alten Mann. Struppiges, strohgelbes Haar wuchs ihm aus Nase und Ohren, und einen riesigen, borstigen, gelben Schnurrbart hatte er auch. Mit einem Spaten grub er in der Erde, und ich gab ihm eine meiner Kugeln, die er nahm und in die aufgebrochene Erde legte.

Daraufhin konnten wir beide dabei zusehen, wie ein Schößling daraus hervor wuchs. Er entwickelte sich zu einem kleinen Apfelbaum, und Früchte waren auch schon daran. Der alte Mann pflückte einen reifen, rot-gelben Apfel für mich, und ich biss voller Lust hinein. Der Apfel war süß und saftig und füllte mit seiner Frische und seinem Aroma meinen Mund aufs Köstlichste. Ich spürte auch, wie neue Energie durch meinen ganzen Körper strömte von diesem einen Bissen ausgehend. Ich dankte dem alten Mann dafür und ging noch weiter.

Dann traf ich ein Kind mit goldblonden Löckchen in einem kurzen, weißen Hemdchen. Es tanzte auf nackten Füßen ganz leicht einher, wir fassten uns bei den Händen und tanzten gemeinsam weiter. Immer schneller und wilder ging es im Kreis herum, in dessen Mitte dabei ein Wirbel aus luftiger Energie entstand.

Die drei Ebenen, in die manche Autoren die verschiedenen Welten des Baumes einteilen, erinnern mich an die drei Welten des Schamanismus, die Obere Welt mit Asgard und Lichtalbenheim, die Mittlere Welt, bestehend aus Midgard und in den vier Himmelsichtungen Jötunheim, Muspellheim, Vanaheim und Niflheim und die Untere Welt mit Schwarzalbenheim und Hels Reich.

In einigen Nacherzählungen bauen die Asen Midgard, die Welt der Menschen, aus den Augenbrauen des Urriesen Ymir. Dort mitten hinein, auf einen Berggipfel stellen sie Asgard, ihre eigene Wohnstätte, und in die Mitte Asgards pflanzen sie die immergrüne Yggdrasil, welche die gesamte Erde überschattet. Auf manchen Bildern sieht es so aus, als ob alle neun Welten in den Zweigen Yggdrasils aufgehängt sind, ähnlich angeordnet wie die Stationen der Kabbala, bloß anstatt Zehn Welten sind es nur Neun.


Und dann die Tiere, die im Baum leben! Oben sitzt der Adler, und unten nagt der Drache an den Wurzeln, und zwischen ihnen flitzt das Eichhörnchen, welches die Beschimpfungen der beiden gegeneinander hin und her trägt. Zwei schöne Schwäne ziehen schweigend auf dem Wasserspiegel des Urd-Brunnens ihre Kreise, fünf Hirsche äsen an den Blättern und Knospen des Baumes, und die Met spendende Ziege Heidrun knabbert in Asgard am Wipfel von Yggdrasil. Heidrun nun wiederum erinnert mich an die Ziege, von der Zeus, der griechische Allvater, großgezogen wurde.

Am heiligen Urdbrunnen der Weisheit sitzen die drei ernsten Nornen Urd (Vergangenheit), Skuld (Zukunft) und Werdandi (Gegenwart) und spinnen, weben und schneiden die Fäden des Lebens. Sie erinnern auch sehr an die Göttinnentriaden des antiken Griechenlands.

4 Kommentare:

Gabriela B. Lopes hat gesagt…

Liebe Juansi,
bei den tausend Abstürzen und Aussetzern meines PCs sind mir meine Favoriten abhanden gekommen und damit "meine" Internet- und blogadressen. Da habe ich gesucht, nach den Rhönfotos vom Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Und was finde ich? Deine Runenseite. Ich finde sie sehr interessant. Auch deshalb, weil du die Runengeschichte nicht isoliert betrachtest. Was mich auch fasziniert hat, ist das Foto von der "Himmelsscheibe". Die zieht mich immer noch magisch an. Weisst du mehr über sie?
Liebe Grüsse
Gabriela

Juansi hat gesagt…

Liebe Gabriela,
über die Himmelsscheibe weiß ich auch nur, was ich bei google fand. Aber da wir im kommenden Sommer statt in Richtung Süden mal nach Norden in die Ferien fahren, habe ich mir vorgenommen, dort mal vorbeizuschauen, wo sie liegt. Denn das Foto hat mich auch sehr berührt, und die Fundgeschichte ist so spannend wie ein kleiner Krimi.
Ja die Runen haben mich grad in ihren Bann gezogen, mal schauen, wo das noch hinführt...
Liebe Grüße von Juansi

MyM hat gesagt…

hi juansi, ich hab meinen pc aufgeräumt und deine neue blogseite verloren.. :(

Juansi hat gesagt…

Hallo my am, ich schreib Dir mal nen Kommentar, darüber findest Du mich dann wieder.
Liebe Grüße von Juansi