13.2.07

Die ersten Asinnen

Nun zu den Göttinnen, die direkt mit Wodan in Verbindung gebracht werden. Als älteste Asin wurde Jord, Jörd, Erda oder Fjörgyn bezeichnet, die Riesengöttin der Erde, die noch vor der Erschaffung der Menschen existierte. Wahrscheinlich wurde sie aber eher von den Invasoren adoptiert und unterworfen, als das Land erobert wurde. Diese älteste Göttin, deren sämtliche Namen ‚Erde’ bedeuten, wurde auf hohen Bergen verehrt, weil die Menschen glaubten, dort hätte sie sich mit dem Himmel gepaart. Sie wird als Tochter der Nachtgöttin Nott angesehen und gebar den gewaltigen Thor (Donar, Donnerer), Wodans Sohn. Als Beschützerin des Hauses und Herdes wurde sie Hlödyn oder Hludana genannt.

Die zweite Frau ist Frigg (Frigga, Fricka, Frija, Frea). Auch von ihr heißt es an einer Stelle, sie sei eine Tochter Notts, der Nacht. Andere meinen, Fjörgyn sei ihre Mutter gewesen, also die Erdgöttin Jörd. Angeblich war sie zuerst mit Teiwaz (Tiwaz, Tius, Tyr) verheiratet, dem Vorgänger Wodans. Als dieser die Oberherrschaft gewaltsam an sich riss, nahm er auch die Frau seines Vorgängers zur Frau, wahrscheinlich ebenso gewaltsam. Sie gebar Balder (Fürst), den lichten Gott, außerdem zwei weitere Söhne. So viel ich über Wodan las, so wenig wird über die Göttin berichtet. Sie hatte ihren Platz in ihrem Palast, umgeben von Dienerinnen oder Schwestern, möglicherweise Aspekten ihrer selbst. Dort gab sie Rat und Segen und empfing - auf goldenem Rocken spinnend, zuständig für das Glück der Ehe - die Bitten von Schutzsuchenden. Als Wissende wird sie bezeichnet, aber auch als Schweigende, die ihr Wissen nicht preisgab. Paul Hermann nennt sie die „Jungfrau der Sonne“, deren goldener Palast und Schmuck das Strahlen des Tagesgestirns repräsentieren. Das einzige Mal, wo sie aktiv wird, versucht sie, das Leben ihres Sohnes Balder zu schützen und verurteilt ihn damit tragischerweise zum Tode. Um ihre Wesenseinheit mit der Wanengöttin Freya herrscht bis heute keine Einigkeit unter den Mythenforschern. Die Vorstellung aber, dass aus der freien, in jeder Hinsicht selbstbestimmten Frau so ein domestiziertes Hausmütterchen wurde, geht mir jedenfalls ziemlich gegen den Strich.


In späteren Jahrhunderten machte Frigg dann mehr von sich reden. In Mecklenburg war sie noch vor wenigen Jahrhunderten als „Gode“ (weibl. Form von Wodan) bekannt, in Thüringen und Hessen als Frau Holda oder Hulda (Frau Holle), und im Süden war ihr Name Percht, Berchta oder Berta. Als Kind kannte ich Frau Holle schon aus ihrem Märchen und von dem Ausspruch, dass sie ihre Betten ausschüttelt, wenn es schneite. Gemeinsam mit Wodan führte sie in den Raunächten die wilde Jagd an, ihr Tag ist der 6. Januar. Viele Legenden ranken sich um sie, und viele Vorschriften bezüglich Haushaltsarbeiten waren während dieser Zeit zu beachten.

Als doppeltes Kuriosum sehe ich jedoch die Geschichte an, in der sie dem im Berge schlafenden Kaiser Barbarossa angeblich die Hauswirtschaft führen soll.

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