18.2.07

Prinzessin, Riesin, Meereswellen

Und dann gibt es noch eine nette Geschichte, die fast wie ein Märchen anmutet, von einer russischen Prinzessin namens Rindr (Rind, Rinda), die „weiß wie die Sonne“ war (eine Sonnengöttin?). Odin reiste als Krieger verkleidet an ihren Hof, um sie für sich zu gewinnen. Er vollbrachte viele Heldentaten, aber sie wies ihn ab. Im nächsten Jahr kam er als kunstfertiger, reicher Goldschmied wieder und fertigte die schönsten Schmuckstücke für sie an, konnte ihr Herz aber immer noch nicht erweichen. Im dritten Jahr erschien er als junger Ritter, der alle Turniere gewann, trotzdem stieß ihn Rindr beim Tanz heftig von sich. Als alte Heilerin verkleidet trat er daraufhin in ihre Dienste und heilte sie von einer Krankheit, mit der er sie selber vorher belegt hatte. So eroberte er sie, und schließlich gebar sie Vali, der am Tag nach seiner Geburt Balders Mörder erschlug, seinen Halbbruder, der auch ein Sohn Odins war.

Odin hatte nämlich die Seherin Vala von den Toten erweckt und über den Tod seines Sohnes Balder befragt, und sie hatte ihm geweissagt, nur sein mit Rindr gezeugter Sohn könne als einziger dessen Tod rächen.

Eine weitere weibliche Gestalt ist die Riesin Gunnlöd, die Mutter der Dichtkunst und die Hüterin der Kessel mit dem Skaldenmet. Wer von diesem Met trank, wurde von Inspiration ergriffen und zu einem Meister der Poesie. Natürlich wollte Odin davon trinken, aber Gunnlöds Vater verweigerte es ihm. So schlich er heimlich des Nachts zu ihr und verbrachte drei Nächte dort. Sie wollte ihm dafür drei Schlucke spendieren, er aber trank die ganzen Kessel aus. In Adlergestalt floh er daraufhin. Gunnlöd gebar später Bragi, den Gott der Dichtkunst.

Vielleicht aber hat sich Snorri, der Autor der Edda, diese Geschichte auch nur ausgedacht, um einen historisch belegten, isländischen Dichter gleichen Namens aus dem 9. Jahrhundert zu ehren.

Es gab auch noch die neun Töchter Ägirs, des Meeresherrschers, die anzusehen wie Meereswellen gemeinsam einen weiteren Sohn Odins gebaren, nämlich Heimdall. Von dem gibt es später bestimmt auch noch mehr zu erfahren.

Alles in allem ist zu sehen, dass Odin und seine Anhänger mit der Verbreitung ihres Samens nicht faul waren. Unter welchen Umständen das jeweilig genau geschah, wissen wir heute nicht mehr mit Sicherheit. Aber gemäß den gegenwärtigen Kriegs- und Eroberungspraktiken werden eine ganze Menge Vergewaltigungen dabei gewesen sein. Und das ist für mich als Frau keine lustige Vorstellung, die mir irgendwelchen Respekt abverlangt.

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