20.2.07

Noch mehr Quellen

Es wird immer aufregender. Mittlerweile lese ich von Jenny Blain „Seidr“, ein Buch über eine nordische Art der Weissagung, die sehr an die schamanische Reisetechnik erinnert.

Zeitgleich lese ich ein Buch über „Die ersten Deutschen“ von S. Fischer-Fabian, spannend wie ein Krimi! Der Buchtitel ist zwar nicht ganz korrekt, denn Deutsche waren es damals sicher nicht. Wenn es auch einen Stamm mit dem Namen „Teutonen“ gab, der aber schon rund hundert Jahre vor der Zeitenwende ausgelöscht wurde. Die einzelnen Kapitelüberschriften sind auch nicht anders als reißerisch wie Bild-Zeitungs-Schlagzeilen zu nennen. Aber in dem Buch steht z.B. drin, dass die Runen möglicherweise aus dem etruskischen Alphabet abgeleitet worden sind, welches die Kimbern und Teutonen bei einer ihrer Begegnungen mit den Römern kennen gelernt und in ihre Jütländische Heimat gebracht haben. Ich habe auch begriffen, dass die nordische und die germanische Mythologie zwei Paar Schuh sind. Ja, es gibt nicht einmal eine einheitliche germanische Mythologie. Mythologien sind so lebendig und veränderlich wie die Sprache oder die menschliche Kultur überhaupt.

So wie die Germanen in dem Buch beschrieben werden, haben sie mich sehr an die Ureinwohner von Nordamerika erinnert. Sie waren stolz, aufbrausend und tapfer, immer bereit, die eigene Ehre oder was sie darunter verstanden, mit Fäusten oder Waffen zu verteidigen. Sie lebten in Stämmen, die untereinander zerstritten und in andauernde kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt waren und zeigten im Kampf eine wilde Grausamkeit (im Gegensatz zu der kalkulierten Grausamkeit der Römer). Z.B. machten sie oft keine Gefangenen, sondern opferten alle Gegner samt der Beute ihren Göttern, hängten sie in Bäumen auf, schlachteten sie auf Altären und in Gruben. Sie hatten einen unbändigen Freiheitswillen und wählten Anführer nur im Kriegsfall, und die Frauen trugen das Haar in der Mitte gescheitelt in zwei geflochtenen Zöpfen – angeblich erfanden die Germanen sogar die Haarbürste. Später trugen die Germaninnen aber auch noch andere Frisuren.

Sie hielten sich auch Sklaven, vor allem slawische, gallische und römische, die letzteren brachten u.U. gute Lösegelder ein. Die Kriegsgefangenen aus den Nachbarstämmen verhökerten sie bei den Sklavenhändlern, die teilweise zu ihnen kamen, aber auch in jeder römischen Garnison zu finden waren, denn germanische Sklaven standen in Rom hoch im Kurs. Genauso machten es vor ein paar Hundert Jahren noch die Afrikaner miteinander.

Und ich habe Arminius-Superheld mal ein bisschen näher kennen gelernt. Offensichtlich haben wir es den Fähigkeiten und Absichten dieses Cheruskers, der nicht Hermann hieß, zu verdanken, dass wir heute in Deutschland keine romanische Sprache sprechen, obwohl manche meinen, die Cherusker seien eher Kelten als Germanen gewesen. Aber vielleicht hätten wir uns im anderen Falle die Erbfeindschaft mit Frankreich, die Nazis und die zwei Weltkriege sparen können, wer weiß?

Habe schon wieder ein neues Buch bestellt – Rudolf Simeks „Götter und Kulte der Germanen“, und aktuell überlege ich, mir auch Tacitus „Germania“ zuzulegen. Ich komme gar nicht mehr dazu, im Runenlehrgang weiterzulesen, weil ich auch noch möglichst viel über die germanischen Frauen erfahren will. Ich befürchte langsam, ich gerate momentan in einen Germanenwahn.

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