26.1.07

Vinca-Schrift

Anderswelt: Ich ging in den Runenkreis und platzierte auf jeder dieser vierundzwanzig Steinplatten in der Reihenfolge des Älteren Futhark eine Rune mit ein paar Gedanken an die Themen der jeweiligen Zeichen.
Als ich nicht einschlafen konnte, überlegte ich mir, welche Rune wohl hilfreich dafür sein könne. Mir fiel Inguz ein, deren eine Bedeutung ‚Schutzkreis’ ist. Igor schreibt dazu: „Sie wirkt beschützend und wenn sie zum Wirken kommt, herrscht um einen wohltuende Ruhe. Man kann sie einsetzen, um Abstand vom ‚Lärm der Welt’ zu bekommen.“ Ich bin durch das auf einer Spitze stehende Quadrat, das diese Rune darstellt, hindurchgeklettert, um zu schauen, wie es dahinter aussah. Doch da war nichts, buchstäblich nichts zu sehen. Aber ich habe gut geschlafen, seit langem mal wieder ohne Unterbrechung. Und auch noch am Morgen war ich von einer ganz ungewohnten Gelassenheit.


Die Entstehung der Runen liegt im Dunklen. Heute kennen wir drei unterschiedliche Runenalphabete. Das Ältere Futhark, mit dem ich mich hier beschäftige, besteht aus 24 Zeichen und findet sich laut dem Lehrbrief zwischen 200 und 500 n.u.Z. im allgemeinen Gebrauch, Spuren lassen sich auch noch bis ins Mittelalter nachweisen. Um 700 taucht ein verändertes System auf mit nur 16 Runen, das Jüngere Futhark, welches nach rund hundert Jahren schon wieder verschwindet. Und dann gibt es noch das Angelsächsische Futhark mit 33 Zeichen, welches die Christianisierung bis ins 10. Jahrhundert überdauerte.

Auf eine Theorie zur Geschichte der Runen kam ich zum ersten Mal in dem Buch der Archäologin Marija Gimbutas ‚Die Zivilisation der Göttin’. Da fand ich Abbildungen der Vinca Schrift – sie nennt sie alt-europäisch – die als Felsritzungen und auf Statuetten und Keramik aus dem 6. bis ins 3. Jahrtausend v.u.Z. im Südosten Europas entlang des Donaubeckens gefunden worden sind. Im vorletzten Jahr wurde sogar der erste Satz aus dieser Schrift von einem amerikanischen Professor der Linguistik übersetzt. Er lautet «Bärgöttin und Vogelgöttin sind wirklich die Bärgöttin.» Aufgeschrieben wurde er vor rund 7000 Jahren.



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